Die vier häufigsten Gründe warum die Nachfolgeregelung im deutschen Mittelstand scheitert! | Christian Neusser

Die Nachfolgeregelung beschäftigt den Mittelstand wie nie zuvor. Im Nachfolgereport 2018 des Deutschen Industrie- und Handelskammertag beklagt die Studie, dass sich im Jahr 2017 fast 7.000 Unternehmer zur Nachfolgeregelung haben beraten lassen. Etwa die Hälfte der Unternehmer hatte zum Zeitpunkt der Beratung noch keinen Nachfolger in Sicht.

Die Nachfolgeregelung ist komplex und keine „schnelle Nummer“

Die Zeiten sind spannend. Es gibt anstehende Handelskriege, neue gesetzliche Regelungen und einen anstehenden Industrie 4.0-Trend, dessen Ausmaße heute nicht einmal mehr erahnt werden können. Die Unternehmer der heutigen Zeit sind mehr gefordert als je zuvor. Dennoch darf durch diese Herausforderungen die Nachfolgeregelung nicht ins Hintertreffen geraten.

Die Zahlen der DIHK sagen jedoch genau dies aus. Anlass genug sich einmal die häufigsten Gründe anzuschauen, weshalb die Nachfolgeregelung im deutschen Mittelstand in den vergangenen Jahren alles andere als gut lief.

Nachfolger gesucht! Wer das Thema missachtet, wird vom ihm eingeholt

Der Moment des unternehmerischen Abdankens muss weit im Voraus geplant sein. Jeder Unternehmer betrachtet sein Werk als „sein Baby“ und entsprechend schwerfällt es, dies auch wieder abzugeben. Insofern muss dies mit einem großen zeitlichen Vorlauf geplant werden, damit dann eine saubere Übergabe erfolgen kann.

Wer hier auf eine spontane Lösung setzt, geht ein sehr großes Risiko ein. Ein Risiko für sich selbst, das Unternehmen, die Belegschaft und natürlich auch den Wert des Unternehmens – das können Sie vermeiden.

Mit der Nachfolgeregelung sollten Sie sich mindestens drei, besser noch fünf, Jahre vor dem Abtreten beschäftigen. So können Sie mithilfe eines Beraters die notwendigen Schritte in Ruhe und bedacht angehen, ohne sich von notwendigen Entscheidungen die Zeit rauben zu lassen.

Was machen Sie mit Ihrem Auto, wenn Sie es verkaufen wollen?

Eine passende Nachfolgeregelung sorgt für so viele verschiedene Aspekte, die Ihr Leben vereinfachen und den Abschied leichter gestalten. Es geht vor allem den darum, dass Unternehmen die bestmöglichen Hände zu geben oder zu einem höchstmöglichen Preis zu veräußern.

Gehen Sie von heute auf morgen zu einem Händler und verkaufen dort Ihr Auto? Nein, selbstverständlich nicht. Sie machen sich zuerst Gedanken darum, wie Sie sich nach dem Verkauf fortbewegen. Im Anschluss daran erhält das Auto eine Wäsche, Innenreinigung und vielleicht werden kleinere und größere Beulen ausgebessert. Und dann gehen Sie nicht nur zu einem Händler, sondern holen sich verschiedene Angebote ein.

Das kostet Zeit, aber wenn Sie dies bereits für Ihr Auto machen, ist es umso wichtiger die Dimensionen auf ein Unternehmen zu erweitern und genau die gleichen Schritte im Unternehmen vorzunehmen. Planen Sie sich also ausreichend Zeit dafür und geben Sie dieser Aufgabe die entsprechende Priorität – dann werden Sie am Ende auch zufrieden sein mit der Lösung.

“Kein Plan überlebt den ersten Feinkontakt“ – auch nicht bei der Nachfolgeregelung!

Es ist nicht klar, ob das Zitat von Clausewitz, Napoleon oder doch noch jemand anderem kommt. Das spielt aber insofern keine Rolle, dass es hier vor allem um den Inhalt geht. Unternehmen wissen aus Ihren unternehmerischen Entscheidungen, dass ein Plan niemals auf Anhieb funktioniert. Wie sollte also die Nachfolgeregelung sofort nach der ersten Idee funktionieren?

Nachfolger gesucht – am besten als Plakat einmal ausdrucken und vor dem Unternehmen an die erste Laterne hängen. Das wird nicht funktionieren. Es ist die Aufgabe des Unternehmers den Nachfolger entsprechende auszusuchen und dann auf den notwendigen Stand zu entwickeln, der notwendig ist, das Unternehmen zu übernehmen.

Der Erfolg eines Planes entscheidet sich in der Vorbereitung

Um die bestmögliche Nachfolgeregelung für das Unternehmen zu finden, ist es notwendige in viele verschiedene Richtungen zu gehen. Nur weil irgendein Berater einmal gesagt hat, dass die Praxis oder die Kanzlei einen Wert von 100.000 Euro oder 1.000.000 Euro hat, bedeutet das noch lange, dass dieser Preis auch am Markt zu erzielen ist. Was ist, wenn der beste Mitarbeiter kündigt? Wie verkraftet das Unternehmen den Abgang des größten Kunden?

In der Nachfolgeregelung gilt es zuerst die Hausaufgaben zu erledigen. Das bedeutet, dass eventuelle Preise und Werte zu evaluieren sind – natürlich von externen Experten und dem Markt. Interne Bereiche müssen hier entsprechend die Unterlagen im Rahmen einer Bewertung oder Due Diligence zuliefern, sodass diese von extern auch entsprechend nachvollzogen werden können. Bereiten Sie sich auf alle Fragen vor, die für die Bewertung eines Kaufinteressenten von Belang sind. Arbeiten Sie am Wert, damit Sie den Verkaufspreis am Ende auch im Rahmen Ihrer Wunschvorstellung realisieren können.

Eine scheinbar sichere Nachfolgeregelung gilt es ebenso zu prüfen

Der Klassiker ist hier oftmals der eigene Nachwuchs, der das Unternehmen später übernehmen soll. Häufig ist das die Wunschvorstellung vieler Unternehmer. Dieser Ansatz ist zweifelsfrei legitim, aber ersetzt dennoch nicht die umfangreiche Planung der Nachfolgeregelung. Wie steht der Nachwuchs zu diesem Ansatz? Welche Ausbildung ist notwendig, um den Posten adäquat übernehmen zu können? Wo soll diese Ausbildung abgeleistet werden? Zu wann wird das Unternehmens-Zepter übergeben?

Das alles sind nur ein kleiner Teil der Fragen, den es zu klären gilt. Zudem sollte sich jeder Unternehmer darauf vorbereiten, dass diese scheinbar einfache Option verfällt. Das kann zum Beispiel dann passieren, wenn der Junior spontan andere Pläne hat oder aber sich bei der Ausbildung herausstellt, dass er das notwendige Rüstzeug nicht in der notwendigen Qualität erlernen kann. Hier gilt es zu intervenieren und eine entsprechende Alternative zu schaffen.

Der Wert bei der Nachfolgeregelung ist ehrlich und fair

Jeder Unternehmer schleppt schwarze Schafe mit durch, kennt ineffiziente Prozesse oder anderweitige Leichen, die noch im Unternehmenskeller liegen. Die Nachfolgeregelung kann nur dann zu Zufriedenheit aller optimal laufen, wenn in der Vorbereitung diese Dinge beseitigt werden. Ein langjähriger Mitarbeiter, der eine Last ist, würde ebenso in der Bewertung negativ auffallen, wie uralte Absprachen, die nicht schriftlich fixiert sind.

Alle diese Dinge sind Punkte, die es sauber zu klären gilt, damit der Nachfolger das Spielbrett geordnet übernehmen kann. Zudem ist ein strukturiertes Unternehmen ohne Wenn und Aber grundsätzlich immer mehr wert, als eines das über nebulöse Bereiche verfügt.

Eine klar strukturierte Nachfolgeregelung sorgt für Sicherheit

Wie so häufig im Leben tendieren wir zu einer Zwischenlösung, die als angenehme Mitte empfunden wird. Aber möchten Sie, dass zukünftige die angenehme Mitte Ihr Unternehmen führt und angenehm mittige Entscheidungen trifft? Sicherlich nicht, denn klare Ansage und deutliche Entscheidungen sind das Triebwerk einer Unternehmung.

Damit Ihr Nachfolger, unabhängig davon, ob familiär, intern oder von extern, das Amt antreten kann, ist es notwendig ein dezidiertes Onboarding zu formulieren. Wieder ein Plan, aber einer der regelt, wie die Nachfolgeregelung vonstattengeht. Ihr Nachfolger muss seine Kompetenzen aufbauen, seine Meilensteine erreichen und übernimmt dann nach und nach die Bereiche. Gleichzeitig muss der „Alt“-Unternehmer anschließend an die Übergabe den Bereich auch final „abschreiben“. Hier trifft nun jemand anderes die Entscheidung.

Denken Sie an die Nachfolgeregelung – rechtzeitig, geordnet und geplant

Grundsätzlich sollte sich jeder Unternehmer darauf konzentrieren am eigenen Unternehmen zu arbeiten. Dazu gehört es auch die entsprechende Nachfolge zu planen. Operative Bereiche sollen sich um die Herausforderungen der aktuellen Zeit kümmern wie die Trends, Fachkräftemängel wirtschaftliche Situation.

Es ist hier oft schwierig eine Abgrenzung zu finden, dennoch ist es unabdingbar. Die Nachfolgeregelung gehört auf die To-Do-Liste eines jeden Unternehmers und das fast zu jeder Zeit. Wer hier nachlässig agiert oder das Thema auf die leichte Schulter nimmt, riskiert einen riesigen Risikofaktor für das Unternehmen in der Zukunft. Ein Plan sorgt für Sicherheit und ein allgemeines Verständnis. So minimieren Sie Ihr unternehmerisches Risiko!

 

 


Diesen Beitrag teilen!