5 Gründe für Unternehmer die Ihr Unternehmen nicht übergeben wollen | Christian Neusser

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Ein Unternehmen zu gründen, den Aufbau voran zu treiben und dann etwas Großes zu schaffen, ist für jeden Unternehmer der größte Antrieb. Selbstverständlich spielen dort finanzielle Aspekte und auch der Drang nach Selbstverwirklichung mit hinein. Ganz am Ende zahlt dies aber vor allem darauf ein etwas geschaffen zu haben, was von Dauer ist und Menschen beeinflusst.

Deutschland ist zwar nicht unbedingt als das Land der Gründer und Unternehmer bekannt, aber hierzulande hat sich über die vergangenen Jahrhunderte ein sehr starker Mittelstand entwickelt. Unternehmen also, die bis zu 500 Mitarbeiter haben und in ihrer jeweiligen Nische teilweise Weltmarktführer sind. Doch genau diese Stellung ist seit Jahren gefährdet, da die Nachfolge in vielen Fällen nicht hinreichend geklärt ist.

Hohe Ansprüche, die nicht erfüllt werden können

Jeder von uns kennt das Gefühl, wenn andere mit einem Gegenstand umgehen, den man selbst mit großer Freude, Motivation und Sorgfalt erschaffen hat. Kein Wunder also, dass die Unternehmer in den KMU um das Wohlergehen ihres Unternehmens besorgt sind. Auch wenn die Nachfrage nach Nachfolgeunternehmern recht groß ist, steigt doch die Anzahl der Unternehmen beständig an, die keine entsprechende Lösung gefunden haben.

Ich möchte im heutigen Beitrag einmal darüber sprechen, was die Hinderungsgründe für den Unternehmer sind sein Unternehmen an einen Nachfolger abzugeben. Der Nachfolgereport 2019 von der DIHK liefert hierzu einige interessante Zahlen, auf die ich eingehen möchte. Ferner möchte ich eine Lösung vorschlagen, mit der es in der Zukunft funktionieren könnte die Nachfolge rechtzeitig und vollumfänglich zu gewährleisten.

Fakt ist leider, dass Unternehmen ohne eine funktionierende Nachfolge bedeutende organisatorische Nachteile in Kauf nehmen müssen. Das geht sogar hin bis zu Betriebsschließung aufgrund einer fehlenden Nachfolge, die gleichermaßen das Beschäftigungsende für viele Mitarbeiter bedeutet. Um genau dies zu vermeiden bietet die Handelskammern beratende Gespräche an, um zwischen Alt-Unternehmern und Übernehmer vermitteln zu können.

#1 Den Richtigen finden und fördern

Eine Nachfolgeregelung zu finden bedeutet grundsätzlich immer einen zusätzlichen Aufwand. Während sich ein Fahrrad oder auch Auto über eine Handelsplattform wie Ebay verkaufen lässt, ist die Nachfolge im eigenen Unternehmen häufig eine sehr emotionale und zudem auch weitaus tiefgreifendere Entscheidung. Es gilt sich selbst als Unternehmer als auch das ganze Unternehmen darauf vorzubereiten.
Der Wunsch ist es, den absolut Richtigen dafür zu finden. Der Richtige muss nach Möglichkeit bereits alles können, optimale Voraussetzungen haben und schließlich genau im gleichen Stile das Unternehmen weiterführen. So komprimiert dargestellt ist schnell klar, dass es mehr die Nadel im Heuhaufen ist, die hier gesucht wird. Dennoch sollten die Abstriche zur Lösung nicht allzu groß sein, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern.

Insofern ist es wichtig frühzeitig ein Profil des Richtigen anzufertigen, um genau diese Person dann auch suchen zu können. Wer einen Plan hat, kann den Weg dahin gestalten – wer hingegen keine Vorstellung hat, wird orientierungslos umherirren. Rund die Hälfte der Unternehmer geben an, nicht den richtigen Nachfolger finden zu können. Eine alarmierende Kennzahl, denn schließlich bedeutet dies final den Untergang des Unternehmens.

#2 Optionen schaffen, um sie nutzen zu können

Es steht außer Frage, dass ein Unternehmer mit seinem Unternehmen stark verbunden ist. Allerdings davon auszugehen, dass diese Verbindung die biologischen und physischen Gesetze der Alterung außer Kraft zu setzen, ist Irrsinn.

43% der Befragten geben an, dass sie sich nicht rechtzeitig um die Nachfolge gekümmert haben. Durchschnittlich dauert dieser Prozess zwischen drei und bis zu zehn Jahren. Es ist also nie zu früh Optionen zu schaffen und diese quasi als Notfallplan in der Schublade zu haben. Zudem eröffnen diese Möglichkeiten die Chance die Nachfolge selbst in die Hand zu nehmen und zu steuern, bevor es Alterserscheinungen oder anderweitige Einflussfaktoren fremdbestimmt tun.

#3 Der Preis ist heiß

Der dritte Hinderungsgrund für eine erfolgreiche Nachfolge ist der Verkaufspreis des Unternehmens. Fast die Hälfte, nämlich 43% der Umfrageteilnehmer, geben einen überhöhten Kaufpreis als Grund für eine gescheiterte Nachfolge an.
Wichtig bei der Preisfindung ist der Vergleich mit dem Markt. Investierte Mittel wie Zeit, Geld und auch anderweitige Ressourcen stecken damit vollkommen im Unternehmenswert. Keinesfalls dürfen diese vom Unternehmen separat auf den Marktpreis hinzuaddiert werden. Denn so ergeben sich zu hohe Kaufpreisforderungen, die dann wiederum dazu führen, dass kein Nachfolger gefunden wird.

Eine probate Hilfe hierbei bieten unabhängige Gutachten von Branchenexperten. Sie beziehen die Werte des Unternehmens im Vergleich zum Markt ein und ermitteln eine Range des Verkaufspreises, wie ein fairer Wert am Markt aussehen könnte.

#4 Emotionale Bindungen lösen

Wie bereits eingangs erwähnt hat der Unternehmer und Gründer eine sehr intensive Bindung zu seinem Unternehmen. Doch mit einer Nachfolgeregelung muss diese Bindung gelöst werden. Je länger hierbei jedoch die Nachfolge im Voraus geplant wird, desto einfacher lässt sich die Bindung lösen.

Gerade im Rahmen eines Notfallmanagements sollte eine Nachfolge frühzeitig geplant werden, damit kritische Ereignisse den Fortbestand des Unternehmens nicht gefährden. Dazu gehört unter anderem, das Unternehmen in eine Situation zu versetzen, in dem es eigenständig und ohne den Unternehmer funktionieren kann. Folglich sollte das Notfallmanagement auch immer die Übergabe sämtlicher Kontakte, Zugangsdaten und Kompetenzen umfassen.

#5 Unklare Auswirkungen der Steuer und Einkommensverhältnisse im Alter

Der Verkauf eines Unternehmens und die Organisation der Nachfolge bedeutet gleichermaßen, dass das Unternehmen in den rechtlichen Besitz des Nachfolgers wechselt. Entsprechend können staatliche Organe hier ihren Anteil entsprechend einfordern. Deren Höhe, Anfall und auch Fälligkeitszeitpunkt stellt für ein Fünftel der Befragte einen Hinderungsgrund da.
Das ist zwar grundsätzlich nachvollziehbar, kann aber entsprechend gelöst werden. Durch das Hinzuziehen von Experten wie Steuerberatern und Anwälten lassen sich die Belastungen als auch die Auswirkungen davon recht genau ermitteln. Somit wird aus der unternehmerischen Steuer-Blackbox auch eine Lösung, die für alle Seiten kalkulierbar wird.

Etwaige Existenzängste für das Alter können individuell vertraglich konstruiert werden. Folglich lässt sich auch diese Sorge um eine fehlende Altersvorsorge oder auch die Belastungen bei der Erbschaftssteuer professionell und verbindlich aus dem Weg räumen.

Nachfolge fängt dann an, wenn noch keiner dran denken möchte

Die Erfahrung zeigt ebenso wie die Umfragewerte der DIHK, dass die Nachfolge frühzeitig als Thema im Unternehmen aufgegriffen werden muss. Es bietet sich an hier ein Konsortium aus Experten zu bilden, die den Prozess einerseits vollständig begleiten können und andererseits die Lösung an den Wünschen des Unternehmers ausrichten.

So lässt sich final sicherstellen, dass es immer eine Lösung in der Schublade gibt, die gezogen werden kann. Zudem entlastet sich der Unternehmer von dem Druck bis zu einem gewissen Zeitpunkt arbeiten oder aber entgegen seinem eigentlichen Wunsch voll weiter machen zu müssen. Ein Ausstieg in mehreren kleinen Schritten ist mit einer solchen Nachfolgeplanung ebenso möglich, wie die komplette Übergabe, sobald ein passender Nachfolger gefunden ist.

Eine dritte Meinung hilft bei der objektiven Betrachtung

Überzogene Kaufpreisforderungen mögen zwar menschlich verständlich sein, jedoch hebeln dieses die Marktgesetze nicht aus. Hier hilft es von vorne herein einen Gutachter miteinzuschalten, der eine substantielle Bewertungen vornehmen kann. Das erhöht für alle Seiten die Wahrscheinlichkeit eine passende Lösung für die Nachfolge zu finden.
Zudem bietet die Bewertungen für beide Seiten große Chancen. Gerade für den Unternehmer ist eine solche Betrachtung gleichermaßen die Basis um Maßnahmen zu ergreifen, die den Kaufpreis entsprechend erhöhen können. Damit diese jedoch greifen und sichtbar werden, müssen häufig ein bis zwei Jahresabschlüsse erfolgen. Somit spielt auch hier die zeitliche Komponente bei der Vorbereitung erneut eine sehr wichtige Rolle.

Die Umfragewerte der DIHK zeigen, dass Alt-Unternehmer und Übernehmer heute noch sehr weit auseinander liegen. Beide sagen jeweils zur Hälfte, dass sie nicht in der Lage waren einen passenden Nachfolger zu finden. Doch hierbei spielen häufig subjektive und teils emotionale Gründe und wichtige Rolle.
Gelingt es beiden Seiten die Nachfolge zu versachlichen und gemeinsam einen Weg zu finden, gelingt der Übergang auch entsprechend einfacher. Denn letztlich sind in dem Moment beide in höchstem Maße an einem Fortbestand des Unternehmens interessiert. Schließlich wurden die Autos, Glühlampen und vielen anderen Erfindungen auch beständig durch neue Personen zu dem weiterentwickelt, was sie heute, teilweise 100 Jahre später, sind.

Bildquelle: DIHK-REPORT ZUR UNTERNEHMENSNACHFOLGE 2019


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