Transformation, Partnerschaften und die Kraft der Tradition
Liebe Leserinnen und Leser,
herzlich willkommen zur 50. Ausgabe des 💡Das Unternehmernachfolge-Weekly🚀 – Ihrem Begleiter durch die spannendsten Themen der Familienunternehmenslandschaft! Während die Welt von Polikrisen, wirtschaftlichen Unsicherheiten und disruptiven Innovationen gezeichnet ist, gibt es Geschichten, die Mut machen und Impulse für die Zukunft setzen. Diese Woche beschäftigen wir uns mit Partnerschaften, nachhaltiger Energie, dem Spagat zwischen Tradition und Wandel, sowie den Herausforderungen und Chancen von Familienunternehmen in einer dynamischen Welt.
Die fünf Themen dieser Woche, wie gewohnt mit einem Augenzwinkern:
1. Wie schaffen wir Win-Win-Partnerschaften? – Denn auch in der Geschäftswelt gilt: Wer gibt, gewinnt (meistens).
2. Die beliebtesten Familienunternehmen Deutschlands – Quadratisch, praktisch, vertrauenswürdig – wie Ritter Sport und andere Vorbilder mit Tradition punkten.
3. Max Bögls Windparks im Landkreis Cham – Hier weht nicht nur der Wind der Veränderung, sondern auch der frische Hauch regionaler Zusammenarbeit.
4. Jägermeister und The Rock – Wie ein Kräuterlikör die Welt des Tequilas revolutioniert und dabei ganz nebenbei die Markenstrategie neu erfindet.
5. Uvex und der mögliche Private-Equity-Verkauf – Wenn Familienunternehmen wachsen wollen, müssen sie manchmal die Familienbande lockern.
Tauchen wir ein in die ersten beiden Themen, bevor wir die weiteren Highlights in der kommenden Ausgabe beleuchten.
Win-Win-Partnerschaften: Wie langfristige Erfolge gelingen
Win-Win-Partnerschaften sind der Heilige Gral der Unternehmenswelt – begehrt, aber oft schwer zu finden. Die Theorie klingt einfach: Zwei Partner arbeiten zusammen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen, das keiner allein verwirklichen könnte. Doch in der Praxis erfordert diese Art von Kooperation Geduld, Klarheit und vor allem strategisches Geschick.
Warum Partnerschaften?
Partnerschaften können ein entscheidender Hebel für Wachstum und Innovation sein. Familienunternehmen, die oft auf Tradition und Stabilität setzen, können durch die Zusammenarbeit mit Start-ups, Technologieanbietern oder Branchenkollegen frische Impulse erhalten. Beispiele wie Döhler Ventures, das sich auf Food- und Health-Start-ups spezialisiert hat, zeigen, wie Kooperationen nicht nur Synergien schaffen, sondern auch die Agilität steigern können.
Wie baut man Win-Win-Partnerschaften auf?
1. Selbstanalyse vor dem ersten Handschlag: Bevor eine Partnerschaft eingegangen wird, müssen Unternehmen ihre eigenen Bedürfnisse, Ziele und Kapazitäten analysieren. Was fehlt uns, und was können wir bieten? Ein klares Verständnis der eigenen Position ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen Kooperation.
2. Den richtigen Partner finden: Partnerschaften scheitern oft daran, dass die Werte oder die Unternehmenskulturen der Partner nicht kompatibel sind. Ein Beispiel aus der Praxis ist die Allianz zwischen Bosch und Daimler zur Entwicklung autonomer Fahrzeuge. Beide Unternehmen bringen unterschiedliche Kompetenzen ein, teilen aber die Vision einer technologisch geprägten Zukunft.
3. Transparenz und Kommunikation: Vertrauensvolle Partnerschaften basieren auf klarer Kommunikation. Regelmäßige Treffen, festgelegte Ziele und ein offener Austausch über Herausforderungen und Erfolge schaffen eine stabile Basis.
4. Langfristige Planung: Win-Win-Partnerschaften sollten nicht nur auf kurzfristige Erfolge abzielen. Ein gemeinsamer Fahrplan mit Meilensteinen und regelmäßigen Überprüfungen hilft, langfristige Ziele zu erreichen.
5. Flexibilität bewahren: Märkte ändern sich – Partnerschaften müssen darauf reagieren können. Verträge und Strukturen sollten daher so gestaltet sein, dass sie Anpassungen ermöglichen.
Impulse für die Praxis
• Kooperation mit Start-ups: Familienunternehmen können durch Start-ups Zugang zu innovativen Technologien und neuen Geschäftsmodellen erhalten. Beispiele wie die Partnerschaft von Rügenwalder Mühle mit FoodTech-Start-ups zeigen, wie Traditionsunternehmen ihre Produktpalette erweitern und neue Zielgruppen erschließen können.
• Gemeinsame Infrastruktur nutzen: In der Logistikbranche arbeiten viele Familienunternehmen zusammen, um Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern. Ein Beispiel ist die Kooperation zwischen Dachser und Emons, die gemeinsam auf nachhaltige Lieferketten setzen.
• Nachhaltigkeit als gemeinsames Ziel: Der Ausbau erneuerbarer Energien bietet enorme Kooperationsmöglichkeiten, wie das Beispiel der Max Bögl Wind AG zeigt. Durch Partnerschaften mit Kommunen und regionalen Unternehmen werden Infrastrukturprojekte effizient umgesetzt und lokale Akzeptanz gesteigert.
Win-Win-Partnerschaften sind kein Selbstläufer, aber mit der richtigen Strategie und klaren Zielen können sie zu einem nachhaltigen Wachstumsmotor werden. Die Frage bleibt: Welche Partner könnten Ihnen helfen, Ihre Vision zu verwirklichen?
Die beliebtesten Familienunternehmen Deutschlands
Warum lieben wir Familienunternehmen? Vielleicht, weil sie Werte wie Vertrauen, Tradition und Qualität verkörpern, die in einer immer schnelllebigeren Welt selten geworden sind. Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage des Marktforschungsinstituts INNOFACT AG für die WirtschaftsWoche zeigen, welche Unternehmen die Deutschen am meisten schätzen.
Die Gewinner des Rankings
1. Ritter Sport: Der Schokoladenhersteller aus Waldenbuch führt die Liste an und überzeugt mit Qualität, Innovation und Nachhaltigkeit. Ritter Sport steht nicht nur für Genuss, sondern auch für soziale Verantwortung – von nachhaltigem Kakaoanbau bis hin zur plastikfreien Verpackung.
2. Emons Spedition GmbH & Co. KG: Die Kölner Logistikfirma schafft es auf Platz zwei und beweist, dass auch in einer technisierten Branche Werte wie Zuverlässigkeit und Tradition geschätzt werden.
3. GEMÜ Ventil-, Mess- und Regeltechnik: Der Maschinenbauer aus Kupferzell beeindruckt als Weltmarktführer für sterile Prozesse in der Pharmaindustrie und zeigt, wie hoch spezialisierte Familienunternehmen globale Standards setzen können.
Was macht ein Familienunternehmen beliebt?
Die Kriterien der Befragung – Vertrauen, Qualität, Innovation und Nachhaltigkeit – sind auch Leitplanken für den Erfolg. Doch hinter diesen Begriffen steckt mehr. Es geht um die Fähigkeit, Tradition und Wandel miteinander zu vereinen.
Ein Blick auf Ritter Sport zeigt, wie erfolgreiches Storytelling eine Marke prägen kann. „Quadratisch, praktisch, gut“ ist nicht nur ein Slogan, sondern eine Philosophie, die sich in jedem Produkt widerspiegelt. Gleichzeitig investiert das Unternehmen massiv in Innovationen wie die erste klimaneutrale Schokolade. Diese Kombination aus Tradition und Fortschritt begeistert Kunden und sichert langfristige Loyalität.
Impulse für Familienunternehmen
1. Authentizität zeigen: Kunden schätzen Unternehmen, die ihre Werte nicht nur kommunizieren, sondern auch leben. Transparenz in der Produktion, soziale Verantwortung und eine klare Positionierung schaffen Vertrauen.
2. Innovation vorantreiben: Auch traditionelle Unternehmen müssen innovativ sein, um relevant zu bleiben. Die Einführung von nachhaltigen Produkten oder der Einsatz moderner Technologien sind Beispiele dafür, wie Familienunternehmen sich zukunftssicher aufstellen können.
3. Nachhaltigkeit als Differenzierungsmerkmal: Nachhaltigkeit ist kein Nice-to-have mehr, sondern eine Kernanforderung vieler Kunden. Unternehmen wie Gemü beweisen, dass selbst in technischen Branchen ökologische Verantwortung zum Wettbewerbsvorteil werden kann.
4. Emotionale Bindung schaffen: Familienunternehmen haben oft eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden. Durch Storytelling können sie eine emotionale Bindung zu ihren Kunden aufbauen, die über den reinen Kaufakt hinausgeht.
Von den Besten lernen
Die Ergebnisse des Rankings zeigen, dass Familienunternehmen, die ihre Werte klar definieren und gleichzeitig den Mut haben, neue Wege zu gehen, nicht nur überleben, sondern auch in der Gunst der Kunden ganz vorne stehen können. Ob durch Nachhaltigkeitsinitiativen, innovative Produkte oder emotionales Storytelling – es gibt viele Wege, um in der heutigen Wirtschaft erfolgreich zu sein.
Der Mut zur Veränderung
Diese ersten beiden Themen des Newsletters zeigen, dass es für Familienunternehmen unerlässlich ist, mutig zu sein und die Bereitschaft mitzubringen, alte Strukturen infrage zu stellen. Doch wie können Partnerschaften und Innovationen konkret umgesetzt werden, um langfristig erfolgreich zu sein? Im nächsten Abschnitt werfen wir einen genaueren Blick auf diese Fragen und diskutieren die Kraft nachhaltiger Kooperationen und die Flexibilität traditionsreicher Unternehmen wie Jägermeister. Bleiben Sie gespannt!
Max Bögl: Nachhaltige Partnerschaften als Modell für die Zukunft
Die Partnerschaft zwischen Firmengruppe Max Bögl und dem Landkreis Cham ist ein Paradebeispiel dafür, wie nachhaltige Kooperationen nicht nur wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch gesellschaftlichen Nutzen stiften können. Dieses Projekt geht weit über die reine Errichtung von Windkraftanlagen hinaus – es zeigt, wie lokale Akteure gemeinsam eine Energiewende gestalten können, die die Bedürfnisse von Bürgern, Unternehmen und Kommunen gleichermaßen berücksichtigt. Der Ansatz, erneuerbare Energien in einer interkommunalen Zusammenarbeit mit einer familiengeführten Unternehmensgruppe zu realisieren, verdient besondere Aufmerksamkeit.
Max Bögl bringt nicht nur technologische Expertise und Innovationskraft mit, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Bedeutung regionaler Zusammenarbeit. Die geplanten 20 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 140 MW sollen nicht nur Energie produzieren, sondern auch einen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung leisten. Mit einer Investition von 250 Millionen Euro wird das Projekt die lokale Wirtschaft stärken, Arbeitsplätze schaffen und die Region zukunftsfähig machen.
Ein zentraler Punkt des Chamer Modells ist die Einbindung der lokalen Bevölkerung. Bürgerinnen und Bürger können nicht nur an der Entscheidung über die Nutzung des erzeugten Stroms teilnehmen, sondern auch direkt von den wirtschaftlichen Vorteilen profitieren. Dieses Prinzip der Teilhabe ist ein entscheidender Faktor, um Akzeptanz für erneuerbare Energien zu schaffen. Unternehmen, die diesen Weg gehen, zeigen, dass nachhaltige Transformation nicht gegen, sondern mit den Menschen vor Ort gestaltet werden muss.
Impulse für Familienunternehmen: Nachhaltigkeit als Kernstrategie
Für andere familiengeführte Unternehmen bietet das Chamer Modell eine Reihe von Impulsen, die auf ihre eigenen Strategien angewandt werden können:
1. Langfristige Perspektive: Max Bögl zeigt, dass nachhaltige Projekte eine langfristige Planung und Umsetzung erfordern. Kurzfristige Gewinne treten in den Hintergrund, wenn die langfristige Sicherung von Wachstum und Akzeptanz im Vordergrund steht.
2. Partnerschaft auf Augenhöhe: Die Zusammenarbeit mit kommunalen Partnern verdeutlicht, dass Partnerschaften nicht nur zwischen Unternehmen, sondern auch zwischen unterschiedlichen Institutionen erfolgreich sein können, wenn sie auf gemeinsamen Werten basieren.
3. Technologische Innovation: Max Bögl nutzt seine Kompetenz im Bereich Hybridtürme, um die Effizienz und Nachhaltigkeit der Anlagen zu maximieren. Unternehmen sollten überlegen, wie sie ihre eigenen Stärken in neuen Bereichen einsetzen können.
Ein Beispiel aus der Praxis, das diese Prinzipien ergänzt, ist die Zusammenarbeit von Vestas mit Gemeinden in Dänemark. Dort wird ein ähnliches Modell verfolgt, bei dem Bürger Windkraftanlagen mitfinanzieren und so eine direkte Beteiligung an den Erträgen haben. Die Folge: eine weit höhere Akzeptanz für den Ausbau erneuerbarer Energien.
Erneuerbare Energien als wirtschaftlicher Motor
Die Energiewende ist nicht nur ein ökologisches Ziel, sondern auch eine wirtschaftliche Chance. Familienunternehmen wie Max Bögl können dabei eine Vorreiterrolle spielen. Indem sie technische Innovationen mit einer sozialen Vision verbinden, schaffen sie Geschäftsmodelle, die sowohl nachhaltig als auch profitabel sind. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Fähigkeit, flexibel auf sich ändernde Bedingungen zu reagieren – sei es durch technologische Weiterentwicklung oder durch die Anpassung an regionale Bedürfnisse.
Das Projekt in Cham hat das Potenzial, als Leuchtturm für andere Regionen zu dienen. Es zeigt, wie interkommunale Zusammenarbeit und unternehmerische Initiative die Energiewende vorantreiben können. Unternehmen, die sich dieser Herausforderung stellen, haben die Möglichkeit, nicht nur Marktführer zu werden, sondern auch eine gesellschaftliche Vorbildfunktion zu übernehmen.
Jägermeister und The Rock: Wenn Tradition auf Dynamik trifft
Während Max Bögl mit der Region Cham eine Brücke zwischen lokaler Verantwortung und globaler Nachhaltigkeit schlägt, verfolgt Jägermeister eine ganz andere Strategie: die Verbindung von Tradition und Moderne durch innovative Partnerschaften. Die Zusammenarbeit mit Dwayne “The Rock” Johnson und seiner Tequila-Marke Teremana ist mehr als nur eine clevere Marketing-Strategie – sie ist ein Ausdruck der Fähigkeit, sich ständig neu zu erfinden.
Jägermeister ist bekannt für seinen Kräuterlikör, dessen Rezeptur seit Generationen unverändert bleibt. Doch die Märkte, auf denen das Unternehmen agiert, verändern sich stetig. Konsumenten erwarten heute mehr als nur ein gutes Produkt – sie wollen Marken, die Geschichten erzählen und Emotionen wecken. Genau hier setzt die Partnerschaft mit The Rock an. Mit seiner Strahlkraft und Authentizität verleiht er der Marke Jägermeister eine neue Dynamik, die besonders in den USA große Wirkung entfaltet.
Impulse für Familienunternehmen: Markenführung neu denken
Jägermeister zeigt, dass Familienunternehmen auch in gesättigten Märkten erfolgreich sein können, wenn sie den Mut haben, traditionelle Strategien zu hinterfragen. Einige der zentralen Lektionen aus dieser Partnerschaft sind:
1. Strategische Partnerschaften eingehen: Die Verbindung mit einer starken Persönlichkeit wie The Rock eröffnet Jägermeister neue Zielgruppen und Märkte. Familienunternehmen sollten überlegen, wie sie ähnliche Partnerschaften nutzen können, um ihre Reichweite zu erhöhen.
2. Flexibilität beweisen: Die Abkehr von der Monomarkenstrategie zeigt, dass selbst traditionsreiche Unternehmen flexibel sein müssen, um in einem dynamischen Umfeld relevant zu bleiben.
3. Emotionale Markenführung: Konsumenten suchen heute nach Marken, mit denen sie sich identifizieren können. Familienunternehmen sollten ihre Geschichte und Werte nutzen, um eine emotionale Bindung zu ihren Kunden aufzubauen.
Ein ähnliches Beispiel findet sich in der Zusammenarbeit von Levi’s mit jungen Designern. Das traditionsreiche Unternehmen hat erkannt, dass es durch Kooperationen mit kreativen Köpfen neue Trends setzen kann, ohne seine Identität zu verlieren.
Globale Herausforderungen als Chance
Die Drohung neuer Importzölle unter der Präsidentschaft von Donald Trump ist für Jägermeister ein Hindernis, aber auch eine Gelegenheit, seine globale Strategie zu überdenken. Das Unternehmen zeigt, wie wichtig es ist, auf äußere Einflüsse schnell und strategisch zu reagieren. Indem Jägermeister seine Märkte diversifiziert und sich auf neue Zielgruppen konzentriert, minimiert es Risiken und schafft gleichzeitig neue Wachstumschancen.
Wenn Verkauf eine strategische Entscheidung ist
Während Jägermeister durch Innovation und Partnerschaften seine Marktposition stärkt, steht Uvex vor einer anderen Herausforderung: der möglichen Übergabe an einen Private-Equity-Investor. Dieser Schritt wirft grundlegende Fragen zur Zukunft von Familienunternehmen auf. Bleiben Sie dran, um herauszufinden, wie Uvex mit dieser Situation umgeht und welche Lehren sich daraus für andere Unternehmen ableiten lassen.
Uvex: Ein Traditionsunternehmen vor der Entscheidung – Verkaufen oder Bewahren?
Die uvex group, der traditionsreiche Sportartikel- und Arbeitsschutzhersteller aus der Stadt Fürth, steht an einem Wendepunkt. Ein möglicher Verkauf an eine Private-Equity-Gesellschaft wird diskutiert, und viele Fragen stehen im Raum: Was bedeutet das für die Marke, die Belegschaft und die Vision des Familienunternehmens? Welche Lehren können andere Familienunternehmen daraus ziehen, die vor ähnlichen Entscheidungen stehen? In diesem Artikel beleuchten wir die Herausforderungen, Chancen und Risiken eines solchen Schrittes – und zeigen, wie Unternehmen sich strategisch für die Zukunft aufstellen können.
Ein Familienunternehmen mit Geschichte
Uvex wurde 1926 von Philipp Winter gegründet und hat sich über fast ein Jahrhundert hinweg als führender Anbieter von Schutzbrillen, Helmen und Arbeitsschutzprodukten etabliert. Besonders während der Corona-Pandemie konnte das Unternehmen durch die gestiegene Nachfrage nach Schutzkleidung starke Wachstumszahlen verzeichnen. Doch trotz eines Umsatzes von 655 Millionen Euro im letzten Geschäftsjahr steht das Unternehmen nun vor großen Herausforderungen: Der globale Wettbewerb, steigende Anforderungen an Innovation und die notwendige Internationalisierung erfordern Investitionen, die die Familie allein nicht stemmen kann.
Das Beispiel Uvex zeigt, dass selbst traditionsreiche Unternehmen an einen Punkt kommen können, an dem Wachstum und Stabilität im Widerspruch zu stehen scheinen. Soll die Firma verkauft werden, um Zugang zu Kapital und Netzwerken zu erhalten? Oder sollte die Familie weiterhin die Kontrolle behalten und versuchen, den nächsten Wachstumsschub aus eigener Kraft zu finanzieren?
Verkauf als strategische Option
Ein Verkauf an einen Private-Equity-Investor könnte Uvex den notwendigen finanziellen Spielraum verschaffen, um die internationalen Märkte stärker zu erschließen und in Forschung und Entwicklung zu investieren. Doch damit geht auch das Risiko einher, dass die Werte und die Kultur des Unternehmens verloren gehen könnten – ein oft zitierter Nachteil bei Übernahmen durch Finanzinvestoren.
Positive Beispiele aus der Praxis:
Es gibt jedoch Beispiele, bei denen der Einstieg von Investoren positive Effekte hatte. So konnte das Modeunternehmen Birkenstock durch die Zusammenarbeit mit L Catterton, einem Private-Equity-Investor, seine globale Präsenz ausbauen und neue Märkte erschließen, ohne seine Markenidentität zu verlieren. Ähnliche Erfolge zeigen sich bei deutschen Mittelständlern wie Schleich, die durch Investorengelder ihre Innovationskraft erhöht und neue Vertriebskanäle erschlossen haben.
Impulse für Familienunternehmen:
• Den richtigen Partner wählen: Nicht jeder Investor ist gleich. Entscheidend ist, dass der neue Partner die Werte des Unternehmens respektiert und sich nicht nur auf kurzfristige Renditen konzentriert.
• Klare Vereinbarungen treffen: Familienunternehmen sollten bei einer Übernahme sicherstellen, dass die Kernwerte des Unternehmens in langfristigen Vereinbarungen geschützt werden. Dies kann etwa die Beibehaltung des Markennamens oder die Zusicherung bestimmter Standortvorteile umfassen.
• Strategische Mitbestimmung behalten: Eine Minderheitsbeteiligung oder eine klar definierte Governance-Struktur kann helfen, die Kontrolle über wesentliche strategische Entscheidungen zu behalten.
Die Herausforderungen der Eigenständigkeit
Die Alternative zum Verkauf wäre, dass Uvex als Familienunternehmen eigenständig bleibt und versucht, die notwendigen Mittel durch interne Optimierungen, Partnerschaften oder Fremdfinanzierung zu generieren. Dieser Weg ist jedoch mit Risiken verbunden, insbesondere in einer Zeit, in der der Wettbewerb in der Sport- und Arbeitsschutzbranche immer intensiver wird.
Praktische Ansätze für die Eigenständigkeit:
• Kooperationen: Familienunternehmen können durch strategische Allianzen mit anderen Unternehmen oder Start-ups Synergien schaffen. Eine Partnerschaft mit einem Technologieanbieter könnte beispielsweise dazu beitragen, neue Innovationen schneller auf den Markt zu bringen.
• Diversifikation: Durch die Erschließung neuer Geschäftsfelder – etwa im Bereich der Digitalisierung oder Nachhaltigkeit – kann die Abhängigkeit von bestehenden Märkten reduziert werden.
• Effizienzsteigerung: Interne Prozesse zu optimieren und digitale Tools einzusetzen, kann nicht nur Kosten sparen, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.
Beispiel für den Erfolg:
Der Maschinenbauer Trumpf hat es geschafft, sich durch Investitionen in digitale Technologien und innovative Produkte wie Laserschneidemaschinen neu zu positionieren. Trotz intensiven Wettbewerbs konnte das Unternehmen seine Marktstellung nicht nur halten, sondern ausbauen.
Die emotionale Komponente: Was bedeutet ein Verkauf für die Legacy?
Für viele Familienunternehmen ist die Entscheidung, die Kontrolle abzugeben, nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine emotionale Frage. Uvex ist mehr als eine Marke – es ist ein Symbol für die Werte der Familie Winter. Der Verkauf könnte bedeuten, dass die Familie diese Identität aufgibt, auch wenn das Unternehmen unter neuer Führung weiter erfolgreich bleibt.
Fragen, die sich Familienunternehmen stellen sollten:
• Was ist unser langfristiges Ziel – finanzieller Erfolg, Markenstabilität oder beides?
• Können wir als Familie weiterhin einen positiven Einfluss auf das Unternehmen ausüben, auch wenn wir nicht mehr die Mehrheit halten?
• Wie wichtig ist uns die öffentliche Wahrnehmung unserer Marke?
Nachfolgeplanung: Der Schlüssel zur langfristigen Stabilität
Unabhängig davon, ob Uvex verkauft wird oder eigenständig bleibt, zeigt dieses Beispiel, wie wichtig eine vorausschauende Nachfolgeplanung ist. Viele Familienunternehmen scheitern daran, rechtzeitig eine klare Strategie für die Übergabe an die nächste Generation oder den Einstieg von externen Partnern zu entwickeln.
Impulse für die Nachfolgeplanung:
• Frühzeitig beginnen: Eine Übergabe sollte nicht erst geplant werden, wenn die aktuelle Generation in den Ruhestand geht. Die Vorbereitung sollte Jahre im Voraus beginnen.
• Externe Expertise nutzen: Ein erfahrener Berater kann helfen, den Übergabeprozess objektiv zu gestalten und Konflikte innerhalb der Familie zu vermeiden.
• Flexibilität bewahren: Manchmal ist es sinnvoll, externe Geschäftsführer oder Investoren hinzuzuziehen, um die Stabilität während der Übergangszeit zu gewährleisten.
Ein Blick in die Zukunft: Was Familienunternehmen lernen können
Uvex steht beispielhaft für viele Familienunternehmen, die vor der Herausforderung stehen, Wachstum und Tradition miteinander zu vereinen. Die Entscheidung, ob ein Verkauf, eine Partnerschaft oder die Eigenständigkeit der richtige Weg ist, hängt von den individuellen Zielen und Werten des Unternehmens ab.
Impulse aus dem Fall Uvex:
• Strategische Weitsicht: Familienunternehmen sollten regelmäßig ihre Marktposition analysieren und offen für Veränderungen sein.
• Der richtige Partner: Ob Investor, Start-up oder strategischer Partner – die Wahl sollte sorgfältig erfolgen, um langfristige Ziele nicht zu gefährden.
• Mut zur Transformation: Stillstand ist der größte Feind jedes Unternehmens. Innovation, Diversifikation und die Bereitschaft, Neues auszuprobieren, sind entscheidend.
Ein hammermäßiger Abgang und der Blick nach vorne
Mit dieser Ausgabe von 💡Das Unternehmernachfolge-Weekly🚀 neigt sich das Jahr 2024 dem Ende zu. Die Themen der letzten Wochen – von Partnerschaften über Nachhaltigkeit bis hin zu Traditionsmarken wie Uvex – zeigen, dass Familienunternehmen vor einer entscheidenden Ära stehen. Die Herausforderungen sind groß, doch die Chancen sind es ebenso.
Nächste Woche werden wir noch einmal die wichtigsten Erkenntnisse des Jahres zusammenfassen, bevor wir uns in den wohlverdienten Weihnachtsurlaub verabschieden. Ab KW1 2025 sind wir wieder für Sie da – mit frischen Impulsen, spannenden Geschichten und neuen Perspektiven für Familienunternehmen.
Bis dahin wünschen wir Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit und einen erfolgreichen Start ins neue Jahr!